Zwei Wirte namens Cozy und Jo führen in Sankt Peter-Ording ein Strandrestaurant auf Stelzen. Und bewirten Gäste mit coolen Kreationen aus nordfriesischen Zutaten
Der Blick von oben hat immer etwas Erhabenes. Die Welt liegt einem zu Füßen, der Horizont ist weit, die Sonne nah. Und was den Alltag angeht – da steht man locker drüber. Oder sitzt drüber, und zwar ganz gemütlich, wenn man das Glück hat, sich gerade im „Salt & Silver“ hoch auf Pfählen über dem Böhler Strand in St. Peter-Ording niedergelassen zu haben. Vor sich eine friesische Merguez-Bratwurst oder ein paar Nordsee-Austern, vielleicht auch ein saftiges Stück Salzwiesenlamm. Die Beilage auf dem Teller ist dann eine Sache, das Drumherum eine andere: glitzerndes Meer, Salz in der Luft, kreischende Möwen. Und sonnt sich da drüben im Sand nicht eine Robbe? Keine Frage, das „Salt & Silver“ ist ein Fest für die Sinne.
Alles, was Salzwiesen und Nordsee hergeben
Die Geschichte des Restaurants begann vor einigen Jahren mitten im Winter. Thomas Kosikowski, 36, und Johannes Riffelmacher, 38 Jahre alt, besser bekannt als Cozy und Jo, saßen am zugeschneiten Strand von St. Peter-Ording und planten ihr Leben. Surfen wollten sie, Reisekochbücher schreiben, ein Restaurant im hippen Hamburg eröffnen und irgendwann mal am Meer wohnen und arbeiten. Die ersten drei Ideen konnten sie bald als erledigt abhaken, aber das mit dem Meer schien schwierig, zumal Cozy und Jo da eher den Süden im Sinn hatten, Bali oder andere exotische Küsten. Bis sie sich in den Pfahlbau mitten auf der Sandbank von St. Peter-Ording verliebten, der gerade eine neue Bestimmung suchte. Der Rest ist Geschichte. In der Küche steht heute mit Simon Lindow ein echter Kerl von der Waterkant, der am liebsten aus dem, was Salzwiesen, Deiche und die Nordsee hergeben, kulinarische Aha-Erlebnisse zaubert. „Bei uns unterstreichen weniger Klassiker wie Scholle mit Speck die lokale Identität als vielmehr Produkte aus der Region“, sagt Kosikowski. „Wir nehmen also frischen Nordseefisch, machen daraus aber auch mal Ceviche oder Sashimi.“ Sein Lieblingsgericht derzeit: Cataplana, Miesmuscheln im Tomatenweißweinsud, direkt aus dem portugiesischen Kupfertopf.
Zwischen Ostern und Oktober arbeiten und wohnen Cozy und Jo nun also endlich am Meer. Auch wenn ihr Arbeitstag, der schon mal 18 Stunden dauern kann, ihnen nicht viel Zeit dafür lässt, die Reize der schönen Eiderstädter Halbinsel zu genießen. Und, wie es die Gäste gerne tun, durch die Salzwiesen zum Leuchtturm Westerheversand zu wandern. Oder Friedrichstadt zu besuchen, das romantische Klein-Amsterdam mit seinen stillen Kanälen und bunten Treppengiebelhäusern.
Ein Gefühl wie auf einer einsamen Bohrinsel
Dafür freuen sich die beiden Wirte zusammen mit ihren Feinschmecker-Gästen über farbensprühende Sonnenuntergänge und über Gänse, Wildvögel, Füchse und Rotwild, ihre unmittelbaren Nachbarn auf der Eiderstedter Halbinsel. Oder sie staunen über die kleinen Spontansturmfluten, die hin und wieder vorkommen. „Da steigt das Wasser innerhalb von zwei Stunden, und wir sitzen plötzlich wie auf einer Bohrinsel“, freut sich Thomas Kosikowski. Das Meer zieht sich dann aber schnell wieder zurück. Und außerdem gibt es kaum einen schöneren Ort, von allen Seiten von der Natur umgeben zu sein. Am besten mit einem Glas Pét Nat in der Hand. Der naturtrübe Schaumwein mit herrlich salziger Note ist der Signature Drink des Hauses.
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